Das bin ich

Joshua Beck | Student, Kommunalpolitiker, Autor & Autist

Geboren wurde ich im Jahr 1998 im mittelhessischen Dieburg, wo ich auch aufgewachsen bin. Nach dem Besuch der Marienschule (Grundschule) und der Goetheschule (Sekundarstufe I) habe ich mein Abitur im Jahr 2017 an der Alfred-Delp-Schule in Dieburg abgelegt. Meine Leistungskurse waren Mathematik und Physik. Letzteres studierte ich bis 2018 auch an der Technischen Universität in Darmstadt, entschloss mich dann allerdings dazu, im Hauptfach zu Mathematik zu wechseln und Physik nur noch im Nebenfach beizubehalten. Daneben zog es mich in offenen Lehrveranstaltungen auch immer wieder in die Geisteswissenschaften, vor allem Soziologie und Politische Theorie, wo ich immer wieder vereinzelte Veranstaltungen besuchte.

Beruflich kann ich mir vorstellen, als wissenschaftlicher Mitarbeiter im politischen Betrieb oder auf dem Gebiet der Statistik und Datenanalyse Fuß zu fassen, vielleicht aber auch im didaktischen Bereich. An der TU Darmstadt habe ich im Fachbereich Mathematikdidaktik unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Regina Bruder schon bei der Erstellung von Lehrmaterialien mitgewirkt (MAKOS-Projekt) und zuvor schon über viele Jahren selbst Nachhilfe in Mathematik, Physik und vereinzelt anderen Fächern gegeben. In einem Schulbuchverlag zu arbeiten, wäre also auch denkbar. So habe ich während meiner Oberstufenzeit nicht nur umfangreiche Materialien im Sinne des Lehrplans für Mathematik erstellt und auch an Erklärvideos über frühere Abituraufgaben aktiv mitgewirkt, sondern konnte auch ein umfassendes Physik-Lehrbuch über die Grundlagen der Mechanik bis hin zur Quantenphysik für die gymnasiale Oberstufe mit zahlreichen Lehrsätzen, Aufgaben und ausführlichen Lösungen erstellen. Nach meinem Abitur konnte das Skript in Rücksprache mit dem Hessischen Kultusministerium noch mindestens drei Jahre lang von den lehrenden Tutoren im Unterricht an der ADS Dieburg verwendet werden.

Meine große Leidenschaft aber gilt dem Verfassen von gesellschaftspolitischen Büchern und der aktiven Teilhabe an politischen Gestaltungsprozessen. So bin ich zum Beispiel seit 2021 auch Mitglied in der Dieburger Stadtverordnetenversammlung für die CDU-Fraktion. Im Rahmen meines Engagement in der Bildungspolitik konnte ich auch dabei mitwirken, verschiedene Veranstaltungen zu organisieren, darunter einen Vortrag von Frau Dr. Christine Preißmann, die als Asperger-Autistin und Ärztin über das Thema Autismus und Schule bei einer Tagung im Jahr 2018 des Ausschusses für Schulpolitik der CDU-Landtagsfraktion unter der Leitung von Armin Schwarz in Gießen referieren konnte.

Privates

In meiner Freizeit gebe ich mich als leidenschaftlicher Hobby-Gärtner zu erkennen. Im Jahr 2020 habe ich die Sommermonate über sehr viel im Schrebergarten meiner Großeltern verbracht. Mit 52 kg habe ich sogar den Allzeit-Kürbis-Rekord meines Großvaters übertroffen. Der Garten war auch eine gute Möglichkeit, mit Freunden zu Grillen. Neben dem Gärtnern treffe ich mich sehr gerne zum Pokern, Bowling, Darts oder Snooker (eine Variante des Billardsports).

Auch lese ich sehr gerne. Im Wesentlichen politikwissenschaftliche und soziologische Abhandlungen sowie philosophische Werke. Besonders die Schriften von Michel Foucault, Hannah Arendt und Erich Fromm beschäftigen mich sehr. Ganz frei von politischen Gedanken ist meine Freizeit also auch nicht. Es ist mir schon wichtig zu wissen, was und wie andere denken. Oft gibt es dabei auch verschiedene Meinungen, aber gerade das empfinde ich als sehr erfrischend. Es bringt mich dann in meinen eigenen Gedankengebäuden weiter, die ich dann auch gerne zu langen Büchern niederschreibe.

Soziales

Ganz persönlich möchte ich mich aber auch für Kinder und Jugendliche mit einem Autismus-Spektrum-Charakter oder psychischen Problemen stark machen. Für mich ist das etwas sehr Persönliches. Selbst bin ich seit 2014 als Asperger-Autist „diagnostiziert“. Ähnlich wie bei Vera F. Birkenbihl bin ich „knapp an der Grenze, aber eben noch drin“. Damit verbundene Alltagskomplikationen und psychische Belastungen sind mir nicht fremd.

Autismus ist für mich im Allgemeinen keine Krankheit, sondern eine Art zu sein. Sehr geprägt hat mich in dieser Hinsicht das Buch der Historikerin Edith Sheffer über „Aspergers Kinder. Die Geburt des Autismus im Dritten Reich“, in dem sie nachzeichnet, wie das NS-Diagnoseregime besonders durch den Arzt Hans Asperger in der (Kinder)Psychiatrie sich im Laufe der Jahre entwickelt hat. „Nicht gesellschaftsfähig zu sein“, wie man heute formuliert, wurde damals noch benannt als „kein Gemüt haben“.

Das „Gemüt“ war ebenso ein Kriterium wie „Rasse“, Religionszugehörigkeit oder politische Gesinnung, um verfolgt und ermordet zu werden. Folglich konnte nicht in die Volksgemeinschaft integriert werden, wer kein Gemüt besaß. Man galt als „krank“. Der Tod gehörte in der NS-Kinderpsychiatrie zu den „legitimen Behandlungsmethoden“, um Kinder von ihrem ungeheuren Leid, anders als andere und ein menschliches Wesen zu sein, zu „erlösen“. Die pauschale Etikettierung des Autismus als „Krankheit“ ist ein Erbe der NS-Ideologie, das bis heute noch nicht überwunden ist.

Viele Kinder verloren wichtige Jahre ihres Lebens und waren schwer traumatisiert. In dieser Hinsicht bereiten mir auch die Folgen der Corona-Krise große Sorge. Wir sehen starke Nebenwirkungen bedingt durch Lockdown-Maßnahmen. Als Student kenne ich den Alltag im Dauer-Online-Studium als belastend. Aber gerade für Kinder und Jugendliche finden die psychosozialen Belastungen in einem kritischen Entwicklungsalter statt. Wir sehen zunehmende Fälle an Bulimie, Depressionen, häuslicher Gewalt. Jedes dritte Kind soll psychische Verhaltensauffälligkeiten zeigen.

All diese Themen haben mich ebenso wie die gesamtgesellschaftliche Entwicklung umgetrieben und bewegt. Eine intensive Aufarbeitung der Geschichte halte ich für unverzichtbar. Nie wieder dürfen sich die Fehler der Vergangenheit wiederholen. Und wer nicht bereit ist, aus der Vergangenheit zu lernen, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen. Diese Warnung gibt mir Antrieb und Hoffnung, durch mein Bemühen auf Missstände hinweisen und etwas in der Welt zum Guten verändern zu können.